Nano und das Weihnachtsfest

Oktober 28, 2021 Aus Von Angelika Hüfner

Es ist Winter geworden.

Der über Nacht gefallene Schnee hat den Wald in eine weiße Landschaft verzaubert.

Nur noch einen Tag bis zum  Weihnachtsfest.

Nano, der kleine Zwerg, schaut aus dem Fenster.

                                                               Alte Fenster » Alte Fensterrahmen versprühen Charme

                                                                              Ein Fenster mit schließbaren Fensterläden

Eigentlich möchte er das Weihnachtsbilderbuch von „Maria und Josef“ anschauen und dabei Plätzchen naschen.

Aber das geht heute Morgen nicht, denn die Milch für das Frühstück ist alle und Milch gibt es im Dorf, bei Bauer Schulze. Das wisst ihr ja.

Nano geht gern dort hin, auch wenn der Weg sehr weit ist für seine kleinen Zwergenfüße.

Auf dem Bauernhof sind dort auch seine Freunde: Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Bello, der Hofhund.

Und da gibt es noch Moritz, das ist der Sohn vom Bauer und der Bäuerin.

Moritz geht schon zur Schule und weiß eine Menge Dinge, die er Nano erzählt.

Nano hört ihm gerne zu. Er zieht seine grünen Winterstiefel an und seine rote Winterjacke.

Jetzt nur noch die rote Zwergenmütze auf, den Schal umgebunden und die Handschuhe an und los geht´s.

Mit dem Bollerwagen zieht Nano über den schneebedeckten Waldboden. Die leeren Milchflaschen rumpeln hin und her.

Ein  kalter Wind weht ihm ins Gesicht.

„ Hallo Nano“, rufen die kleinen Eichhörnchen und schauen aus den Zweigen einer Tanne herunter.

„Spielst du mit uns verstecken?“

„Geht heute leider nicht“, antwortet er.

„Die Milch ist alle und ich muss ins Dorf zu Bauer Schulze“.

„ Dann eben nicht“, erwidern sie und sind schon wieder in den Zweigen verschwunden.

Hinter der dicken Eiche sitzt der Fuchs.

Wald, Fuchs, Geduld, Hingabe, Exupéry

                                                                                                         Der Fuchs schaut und wartet

„Na, wo  soll es denn hingehen?“ fragt er neugierig.

„Zu Bauer Schulze, Milch holen“ antwortet Nano.

„Ach so“. Der Fuchs schaut ihn gelangweilt an.

„ Begleitest du mich ein Stück?“ fragt der kleine Zwerg den Fuchs, „dann könnten wir uns ein wenig unterhalten“.

„ Habe was wichtigeres zu tun“, antwortet dieser, dreht sich um und verschwindet hinter den Bäumen.

Dieser Angeber denkt Nano. Der Fuchs hat bloß Angst vor den Menschen.

Angst, sie könnten ihn fangen, denn nachts stiehlt er ihnen die Hühner aus den Ställen.

Am Waldrand angekommen, muss Nano wieder über die Wiese und dann die Straße entlang, wo viele Autos fahren und man besonders gut aufpassen muss.

Die ersten Häuser mit ihren schneebedeckten Dächern tauchen auf.

Noch um diese Straßenecke und schon geht Nano durch das große Hoftor. Bello springt aus seiner Hundehütte.     

                                                                      Gemälde, Hund, Golden Retriver, Gesicht

                                                                                     Wache Hundeaugen schauen uns an

Hat er Nano schon gehört?

Freudig läuft er ihm entgegen.

„Hallo Bello“, sagt Nano und streichelt ihn über sein Fell.

Bello winselt und begleitet ihn bis zur Haustür des Bauernhauses.

Nano drückt auf die Klinke. Die Tür öffnet sich.

Beide gehen hinein in die große Diele.

„Hier duftet es aber lecker!“

Seine Zwergennase reckt sich in die Höhe.

Auch Bellos  Nase schaut nach oben.

Hängen da vielleicht Würstchen? Bello schaut sich um.

Nano hat unterdessen die Tür zur großen Küche geöffnet. Gerade zieht die Bäuerin Schulze ein Blech aus dem Ofen.

Das Geräusch der geöffneten Küchentür lässt sie zur Seite blicken.

„Hallo“, sagt sie und wendet sich wieder der Ofentür zu, „ich muss schnell die Plätzchen aus dem Ofen holen, sonst verbrennen sie“.

Nano setzt sich auf den Stuhl. Bello legt sich daneben.

Das also war der herrliche Duft in der Diele!

Selbstgebackene Weihnachtsplätzchen.

Die Küchentür öffnet sich und Moritz stürmt herein.

„Mama“, ruft er, ” ich bin jetzt in der Kirche, um die Krippe aufzubauen mit Maria und Josef!“

 „Und das Mittagessen?“, entgegnet sie, mit dem Blech in der Hand.

„Ich esse später, wenn Papa kommt. Mach´s gut!“

Er dreht sich um und entdeckt den kleinen Zwerg.

„Hallo Nano“, begrüßt er ihn.

„Tut mir leid, dass ich heute keine Zeit für dich habe. Aber du weißt ja dass morgen Weihnachten ist. Und da muss die Krippe noch aufgebaut werden.“

Nano hat aufmerksam zugehört und nickt.

Was hatte er da gehört?

Maria und Josef in der Krippe. Das kannte er nur aus seinem Weihnachtsbuch.

Kamen sie tatsächlich heute in die Kirche? Mit ihrem Esel?

„Darf ich mit dir kommen in die Kirche?“ fragt er Moritz und seine Augen schauen ihn bittend an.

Moritz überlegt. Warum eigentlich nicht?  

 „Also gut!“

Nano springt auf. Auch Bello läuft zur Tür.

„Du bleibst hier!“ spricht Moritz und Bello legt sich wieder hin. Wie gerne würde er mit gehen, aber Hunde dürfen in die Kirche nicht mit hinein.

„Kommt aber nicht zu spät nach Haus!“ ruft Bäuerin Schulze ihnen noch nach.

 „Es wird früh dunkeln und Nano muss noch durch den Wald“.

„Ja“, rufen beide und dabei fällt die Haustür schon ins Schloss.

Die Nebentür der Kirche ist nur angelehnt.

Beide gehen hinein.

Kalt ist es darin und nur ein klein wenig Tageslicht scheint durch die bunten, hohen  Fenster des Kirchenraumes.

In der linken Seite, neben dem Altar, steht ein hoher Tannenbaum, geschmückt mit vielen Kerzen und Strohsternen.

Rechts neben dem Altar steht ein Haus.

Ein kleines Haus, gebaut aus Holz.

Moritz und Nano stehen davor.

„Wie unser Zwergenhaus im Wald“, flüstert Nano, „ doch hier ist das Dach aus Stroh und die Fenster haben keine Scheiben“.

Moritz schaut auf ihn hinunter.

„Soll ich dich hinauf heben, damit du besser sehen kannst?“ fragt er ihn.

Nano nickt.

Er hebt den kleinen Zwerg vorsichtig hoch und stellt ihn auf das Moos, das vor dem Haus liegt.

„Ich muss nur noch den Esel, den Ochsen und die Schafe mit den drei Hirten aufstellen“, sagt Moritz,

„dann ist die Krippe komplett“.

Nano überlegt und überlegt. Da fehlt doch noch etwas.

Ja richtig!

„Moritz, fehlen da nicht noch Maria und Josef?“

Moritz überlegt und tippt sich mit der Hand an die Stirn.

„Du hast Recht“, entgegnet er, „Maria und Josef gehören auch noch in die Krippe“.

„Aber nicht das Jesuskind, denn das wird erst am Weihnachtsabend geboren“, belehrt ihn Nano.

Moritz schaut ihn lächelnd an.

„Du hast Recht. Das Jesukind legt der Pfarrer vor Beginn des Gottesdienstes in die Krippe. Wenn das geschehen ist, freuen sich die Kinder und das Weihnachtsfest kann beginnen“, erklärt er.

Nano strahlt.

Jetzt sieht die Krippe aus wie in den Bildern seines Weihnachtsbuches.

                      Weihnachtskrippe, Krippe, Stall, Joseph                                                                                                     Maria und Josef mit dem Jesukind

Nachdem Moritz alle Figuren aufgestellt hat, betrachten beide einen Moment lang den Stall und seine Figuren.

„ Ich bin so aufgeregt“, wispert der kleine Zwerg, „ich kann es kaum noch erwarten, bis zum morgigen Weihnachtsabend: die vielen Geschenke unter dem Tannenbaum und ….“

Moritz unterbricht ihn.

„Ich hätte da eine Idee!“

Fragend schaut ihn Nano an: „Welche?“

„Damit die Zeit bis zum Auspacken der Geschenke schneller vergeht, könntest du doch morgen Abend zu uns in die Kirche kommen.

Alle Menschen und alle Kinder aus unserem Dorf werden hier sein, Lieder singen und die Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu hören, die der Pfarrer erzählt.“

Das ist es!

Natürlich!

Die Weihnachtsgeschichte hören!

Nano hört gerne Geschichten und besonders die, die wirklich passiert sind.

„Meinst du, die Zwerge kommen mit?“ unterbricht Moritz ihn in seinen Gedanken.

„Oh, ganz bestimmt!“

Da ist sich Nano sicher. Zum einen, weil sie dem kleinen Zwerg fast gar keinen Wunsch abschlagen können und zum anderen, weil sie sicherlich auch die Weihnachtsgeschichte hören möchten.

Und ganz besonders am heiligen Abend, hier in der Kirche, bei der Krippe, mit dem von Kerzen hell erleuchteten Weihnachtsbaum.

Moritz nickt Nano zu, als wenn er seine Gedanken lesen könnte.

„Oh“, sagt er und schaut auf die Uhr, „jetzt muss ich aber nach Hause. Und du mach dich auf den Weg zurück in den Wald, denn draußen beginnt es allmählich dunkel zu werden.“

Tatsächlich haben beide gar nicht bemerkt, dass es langsam dunkel wird.

Moritz hebt Nano vom Krippenplatz und trägt ihn durch die Hintertür der Kirche wieder hinaus.

„Also dann bis morgen Abend. Ich erwarte euch hier an der Tür.“

Nano nickt und läuft los.

Die Milch? Die hatte er ganz vergessen!

Gut, das er seine kleine Taschenlampe dabei hat, denn im Winter wird es früh dunkel.

Und gerade im Wald, durch die vielen, dicht an dicht stehende Bäume sieht man noch weniger.

Der kleine Zwerg aber kennt jeden Weg, jeden Baum und jeden Strauch und fürchtet sich nicht.

An der großen dicken Eiche sitzt der Fuchs. Hat er auf Nano gewartet?

                                                                                                     Der Fuchs schaut mit seinen Augen.

„Guten Abend“, begrüßt Nano ihn freundlich.

Der Fuchs schaut ihn gelangweilt an.

„N` Abend“ entgegnet er.

„Wie war es im Dorf bei den Menschen?“

Nano bleibt stehen.

„Ich war in der Kirche und habe die Krippe mit all den Figuren aufgestellt, für das morgige Weihnachtsfest.“

„Weihnachtsfest?“  Der Fuchs schaut ihn überrascht an.

„Ja, weißt du nicht, dass morgen Weihnachten ist und das Jesuskind geboren wird und deshalb für alle Kinder Geschenke unter dem Tannenbaum liegen?“

Nano ist irritiert.

„Morgen ist Weihnachten?“  wiederholt der Fuchs.

„Heißt das auch, dass der Weihnachtsmann in den Wald kommt und uns Tieren Leckereien und Köstlichkeiten mitbringt?“

Der Fuchs leckt sich mit der Zunge über die Schnauze.

„Ja, genau“, bestätigt Nano, „ hast du das ganz vergessen?“

„Nein, nein“, erwidert der Fuchs sehr schnell, „ wie schnell doch nur die Zeit vergeht, wenn man so viele Dinge tun und erledigen muss“.

Als wenn der Fuchs  viel zu tun hätte. Der macht sich ganz schön wichtig!

Der kleine Zwerg aber freut sich, dass er den Fuchs an das Weihnachtsfest erinnert hat, denn sonst hätte dieser morgen den Weihnachtsmann im  Wald verpasst.

„Und dieses Jesuskind“, der Fuchs schaut Nano neugierig an, „ das liegt in der Kirche sagst du.“

Nano nickt.

„Ja, aber nicht auf dem Boden oder in den Bänken, wie du denkst. Sondern in einer Krippe mit Stroh ausgelegt, in Windel gepackt, damit es nicht friert“.

„Kennst du die Weihnachtsgeschichte?“ fragt er den Fuchs.

„Besser wie du denkst“, antwortet der Fuchs. War aber gelogen! Kannte er überhaupt nicht!

„Aber du kannst sie mir ja erzählen, damit ich höre, ob du sie kennst.“

Und es begab sich zu einer Zeit… beginnt Nano.

Er erzählt und erzählt.

Josef, Joseph, Maria, Esel

                                                                                                               Eine kalte Winternacht.

Das Maria und Josef nach Bethlehem mussten, weil Kaiser Augustus alle Leute in seinem Land zählen wollte.

Das Maria schwanger war, nicht laufen konnte und der Esel sie auf seinem Rücken trug.

Das sie keine Herberge fanden und aus der Stadt Bethlehem gingen, bis sie zu einem Stall  kamen, der außerhalb der Stadt lag.

Hier, wo Ochs, Esel und Schafe standen, gebar Maria ihren Sohn.

Gottes Sohn!

Jesus war sein Name.

Sie wickelten ihn in eine Windel und legten ihn in eine Futterkrippe, die mit Heu und Stroh ausgelegt war.

Alsdann leuchteten die Sterne hell und ein lieblicher Engelsgesang ertönte.

Die Hirten auf den Feldern folgten dem hellen Weihnachtsstern bis zum Stall.

Und auch die heiligen drei Könige, die dem Kind Geschenke brachten und alle lobten Gott und dankten ihm.

„ Deshalb feiern wir Weihnachten und bekommen Geschenke wie das  Jesuskind“, beendet Nano seine Erzählung.

Der Fuchs hatte aufmerksam zugehört.

„So war es!“ bestätigt er, aber in Wirklichkeit kannte er die Weihnachtsgeschichte überhaupt nicht

 „Du hast gut aufgepasst“, sagt der Fuchs, „ aber jetzt musst du dich beeilen.

Es ist spät und die Zwerge erwarten dich!“

Der Fuchs steht auf, dreht sich um und läuft in den Tannenwald hinein.

Ohne auf Wiedersehen zu sagen.

Nano schaut ihm hinterher.

Die Zwerge sind sichtlich erstaunt, als sie heimkommen, das Zwergenhaus noch dunkel ist und kein Nano sie begrüßt.

Doch kurz darauf stürmt er hinein.

Als alle am warmen Ofen sitzen, erzählt er ihnen, was er mit Moritz in der Kirche getan hatte.

Und siehe da, die Zwerge finden den Vorschlag, am morgigen Weihnachtsabend in die Kirche zu gehen, sehr gut und willigen ein.

Das Treffen mit dem Fuchs im Wald erzählt Nano nicht, denn die Zwerge mögen ihn nicht besonders.

Für sie ist der Fuchs ein Räuber und nicht ehrlich.

                                                                                             Weihnachten.

Nano ist schon früh am Morgen wach.

Er deckt den Frühstückstisch fröhlich und nicht so verschlafen wie sonst.

Nachdem alle gegessen haben, wird die Stube aufgeräumt und der Tannenbaum aufgestellt.

Nun helfen alle mit beim Schmücken: Kugeln, Kerzen, Strohsterne und eigentlich könnten doch noch Süßigkeiten an den Baum, meint Nano.

„Ich denke, es reicht“, sagt Justus. „Die Zweige des Baumes hängen schon tief. Die Süßigkeiten legen wir in eine Schale zum Naschen“.

Das findet Nano am allerbesten. So braucht er zum Naschen keinen Stuhl an den Baum zu stellen, um an die süßen Sachen zu kommen.

Schnell vergeht die Zeit und es wird Mittag.

Nach dem Essen soll Nano ein Schläfchen machen.

„Weil es heute Abend spät und lang sein wird“, schlägt Pius vor.

Nano fühlt sich nicht müde, legt sich aber ins Bett. Doch so richtig einschlafen kann er nicht.

Immerzu denkt er an die vielen, vielen Geschenke.

Ob er auch wirklich alles bekommt, was er auf seinem Wunschzettel aufgemalt hat?

Schreiben kann er ja noch nicht, dazu ist er zu klein.

Aber aufgemalt hat er alles.

Den Wunschzettel hatte er vor ein paar Tagen abends auf die Fensterbank gelegt und am Morgen war er verschwunden gewesen.

Und bald gehen sie in die Kirche.

Wie freut er sich auf das Jesuskind und die Erzählungen von Maria und Josef.

Wenn sie dann zurück in den Wald kommen, würden sie auf die große Waldwiese gehen, wo sich alle Tiere des Waldes versammeln würden, um auf den Weihnachtsmann zu warten.

Sicherlich fallen wieder Schneeflocken. Die Sterne am Himmel würden hell funkeln und die Waldwiese in ein warmes Licht einhüllen.

Die vielen Bilder vor seinen Augen lassen ihn einschlafen.

Er wird wach, als Linus ihn weckt.

„Steh auf, wir müssen uns langsam anziehen und in die Kirche gehen“, sagt er.

Schnell springt Nano aus dem Bett und „haste nicht gesehen“ ist er im Nu angezogen.

Moritz steht an der Hintertür der Kirche.

Er ist sichtlich aufgeregt.

„Was ist los mit dir?“ fragt Nano.

Sind wir zu spät?“

Nein, nein“, erwidert Moritz und schüttelt den Kopf.

„Das ist es nicht.“

„Was ist es dann?“

„Es gibt heute kein Weihnachtsfest, denn das Jesuskind ist verschwunden.“

Die Zwerge schauen sich erschrocken an.

„Das Jesuskind ist verschwunden?!“

Nano kann es nicht glauben

„Als der Pfarrer vor dem Gottesdienst das Jesuskind in die Krippe legen wollte, war es nicht mehr im Karton“, erzählt Moritz.

„Er durchwühlte das ganze Papier im Karton, schaute unter die Kirchenbank, ob es vielleicht heraus gefallen war.

Nichts zu sehen. Aber da entdeckte der Pfarrer etwas anderes.“

„Was denn?“. Gespannt schauen die Zwerge Moritz an.

„Nun“, berichtet dieser weiter, „ unter der Bank lagen viele kleine Papierschnipsel, so als wenn jemand etwas schnell auswickeln wollte, um nicht entdeckt zu werden.

Der Pfarrer hatte das Jesuskind beim letzten Weihnachtsfest in Papier gewickelt, damit es nicht zerbricht. Und wenn ihr mich fragt, jemand hat es gestohlen.“

Die Zwerge schütteln den Kopf. Unglaublich!

„Und was jetzt?“

„Und jetzt?“ wiederholt Moritz und gibt darauf gleich eine Antwort: „Jetzt fällt das Weihnachtsfest für die Kinder aus. Denn wie sollen wir Weihnachten feiern, wenn das Kind nicht in der Krippe liegt.“

Alle Zwerge blicken traurig drein.

In diese kurze Stille meldet sich Justus: „ Habt ihr denn eine Vermutung, wer das Jesuskind entwendet haben könnte?“

„Das ist es ja“. Moritz blickt traurig drein.

„Wir wissen es nicht. Der Pfarrer hat alle Kinder befragt und natürlich auch die Großen, ob irgend jemand etwas beobachtet hat. Aber alle haben verneint.“

„Ich könnte mir vorstellen, wer das war”. Nano schaut in die Runde. “Kommt mit mir in den Wald. Auf dem Weg dort hin, erzähle ich euch, was ich vermute“.

Bevor irgend jemand etwas fragen kann, hat sich der kleine Zwerg umgedreht und ist in Richtung Wald unterwegs.

Road, Trees, Snow, Cold, Ice, Frost

                                                                                                         Ein verschneiter Winterwald.

Alle müssen sich sputen, so schnell laufen seine kleinen Füße.

Als sie ihn eingeholt haben, erzählt Nano ihnen von der Begegnung mit dem Fuchs am gestrigen Abend.

Das er so neugierig war, aber auch sehr aufmerksam, als er die Geschichte mit dem Jesuskind erzählte.

„Und deshalb“,  beendet Nano sein Erzählen, „ glaube ich, das der Fuchs mit dem Verschwinden des Jesuskindes etwas zu tun hat.“

Genau in diesem Moment stehen sie vor dem Fuchsbau.

„Du könntest recht haben“, antwortet Justus und streicht sich mit seiner Hand über den weißen Bart.

„Wir werden den Fuchs jetzt auffordern, aus seiner Höhle zu kommen“.

Im Halbkreis stellen sie sich alle um den Eingang.

„Fuchs“, ruft Justus“, „ bist du daheim?“

Keine Antwort.

„Fuchs, wir möchten dich etwas fragen, weil du doch das schlaueste Tier hier im Wald bist“.

Der weise Zwerg lockt ihn, weil er um die Eitelkeit des Fuchses weiß.

Doch es rührt sich nichts.

„Fuchs“, jetzt ruft Nano, „wir wissen, dass du da bist. Komm heraus. Wir müssen dich etwas ganz wichtiges fragen.“

Einen kurzen Moment hört man nur den Wind durch den Wald rauschen, doch dann:

„Ich bin nicht da“. Das war die Stimme des Fuchses. Nun hatte er sich selber verraten, nämlich dass er doch in seinem Fuchsbau sitzt.

„ Dieser Lügner!“ Die Augen des kleinen Nano funkeln vor Wut.

Ihm war mit einem Mal klar, das der Fuchs das Jesuskind gestohlen hatte.

„ Komm sofort heraus und gib uns das Jesuskind, das du heute in der Kirche gestohlen hast.

Oder sollen wir hinein kommen und es uns holen?“

„Ich möchte aber das Jesuskind nicht hergeben“, entgegnet der Fuchs aus seinem Bau.

„Ich möchte auch Weihnachten feiern!“

Das war also der Grund, warum der Fuchs das Jesuskind aus der Krippe genommen hatte.

„Alle wollen heute Weihnachten feiern“, beginnt Justus zu erklären, „alle Leute groß und klein, auch die Tiere. Besonders die Kinder, die in der Kirche warten.

Sie sind ganz traurig, wenn das Jesuskind nicht in der Krippe liegt, denn so bekommen sie keine Geschenke, wie das Kind von den Heiligen drei Königen.  Und wir bekommen nichts vom Weihnachtsmann, der ja bald zu uns in Wald kommt und uns Leckereien bringt.“

Ob das den Fuchs überzeugt?

Muss es wohl, denn kurz darauf erscheint er im Eingang seiner Fuchshöhle und stellt euch vor, in seinem Maul hält er das Jesuskind.

Er spuckt es aus und es fällt auf das weiche Moos: „Da habt ihr es!“

Moritz bückt sich sofort und hebt es auf.

Doch damit ist Nano nicht zufrieden.

„Wegen dir wäre beinahe das Weihnachtsfest ausgefallen!“ schreit er den Fuchs an. Sein Gesicht ist rot vor Zorn.

„Du bist ein ganz gemeiner Dieb und ein abscheulicher Lügner.“

Justus hält ihn an den Schultern fest.

„ Nano hat Recht. Das hättest du nicht tun dürfen“, lenkt er ein.

„Zur Strafe musst du mit ins Dorf kommen, um das Jesuskind in seine Krippe zu legen!“

„Niemals“, entgegnetet der Fuchs und macht einen Schritt zurück zum Eingang seiner Höhle.

Angsterfüllt schaut er drein. Die Menschen würden ihn sofort einsperren.

Er könnte niemals mehr zurück in seinen Wald.

Moritz versperrt ihm den Weg zurück zur Höhle.

„Du brauchst es nicht in die Krippe legen“, lenkt er ein, „ doch in das Dorf zur Kirche musst du uns begleiten.

Du bist ja auch allein gekommen, um es dir zu holen!“

Die Zwerge nicken. Moritz hat Recht.

Und so machen sie sich zurück auf den Weg in die Kirche.

Weihnachtskirche, Kirche Bei Nacht

                                                                                                      Eine Kirche am Weihnachtsabend.

Voran Moritz und Nano, dahinter der Fuchs, im Maul haltend das Jesuskind und dann die Zwerge.

Vor der Seitentür der Kirche bleibt der Fuchs stehen und lässt das Jesuskind in den Schnee fallen.

 „Weiter gehe ich nicht“, brummelt er und ohne eine Antwort abzuwarten, dreht er sich um und läuft, so schnell er kann, den Weg zurück in den Wald.

Moritz hebt das Jesuskind auf, öffnet die Tür und alle treten ein. Immer noch sprechen alle über das Verschwinden und einige Kinder schauen traurig in den Stall hinein. Andere Kinder suchen noch in den Ecken und Nischen der Kirche.

„Ich habe das Jesuskind gefunden“, ruft Moritz. Große und kleine Augen sind im Nu auf ihn gerichtet.

Der Pfarrer kommt mit schnellen Schritten auf ihn zu.

„Wo war es?“

„Der Fuchs hat es gestohlen und wir“, er blickt hinab auf die Zwerge, “haben es aus dem Wald geholt“.

Alle klatschen Beifall und Moritz legt das Kind vorsichtig in die Krippe.

Der Pfarrer betrachtet es einen kurzen Moment und wendet sich den Kindern und Erwachsenen zu.

„So“, sagt er und ist sichtlich gerührt, „ das Jesuskind ist jetzt da und wir können Weihnachten feiern“.

Schnell suchen sich alle einen Platz und kaum sitzen sie, beginnt die Orgel

„Ihr Kinderlein kommet“ zu spielen.

Alle singen mit und freuen sich auf die Weihnachtsfeier. Besonders die Kinder.

Ihre Augen leuchten und strahlen.

Die Zwerge stehen etwas abseits und haben alles mit angehört. Sie freuen sich mit ihnen und sind glücklich.

Besonders der kleine Nano.

Denn bald schon kommt auch zu ihm der Weihnachtsmann in den Wald.

Was er ihm wohl mitbringen wird?