Nano und das St. Martinsfest

Oktober 30, 2021 Aus Von Angelika Hüfner

Kalt ist es geworden im Zwergenwald.

Seit Tagen hatte es ununterbrochen geregnet.

Der Waldboden war feucht und nass und die Regentropfen, die sich auf den Blättern und Tannennadeln der Bäume niedergelegt hatten, purzelten herunter.

Für Nano war es das „scheußlichste, grässlichste, mieseste Wetter“ überhaupt.

 
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                                                                                         Dicke Regentropfen, die von den Blättern fallen.

Es gibt keine Regenschirme für Zwerge, auch keine Matschhosen oder Matschjacken, nur Zwergengummistiefel und eine rote Regenjacke. Und Zwergenmützen werden nass, wenn soviel Regen darauf fällt.

Also sitzt Nano fast nur im Haus, schaut aus dem Fenster, guckt sich Bilder aus dem Feuerwehrbuch an, das er zum Geburtstag bekommen hat.

Doch auf Dauer ist das total langweilig und öde.

Selbst die Tiere im Wald hatten sich in ihren Unterkünften verkrochen und waren nicht zu sehen.

„Mit schlechten Wetter kommt auch schlechte Laune“, sagte Linus gestern Abend und schaute Nano an.

„Du solltest dir mal überlegen, was du machen könntest und nicht nur hier im Haus herum hocken“, meinte er.

“Komm doch mit in den Berg und helfe uns bei der Arbeit!”

Da wurde Nano wütend und fing an zu weinen. Justus nahm ihn in den Arm, schaute Linus mit einem strafenden Blick an und sagte: „ Nano kann nicht mit uns in den Berg, schließlich hat er im Zwergenhaus auch viel zu tun!“

Da nickte Nano. Wenigstens Justus verstand ihn und nahm ihn in Schutz. Er hatte auch viel Arbeit, gut nicht so viel wie die anderen, aber dennoch. Die Hausarbeit macht sich auch nicht von alleine!

Und heute Morgen?

Nano geht vor die Tür und schaut zum Himmel. Die Regenwolken hatten sich verzogen und kein Tropfen fiel vom Himmel. Der Wind weht ein klein wenig und es ist kalt.

Egal! Hauptsache es ist trocken, dachte Nano.

So konnte er wenigstens den Bollerwagen aus dem kleinen Schuppen holen mit den leeren Milchflaschen.

Er freut sich das er mit dem Milch holen heute eine wichtige Aufgabe hat und Abwechslung dazu.

Zu Bauer Schulze zu gehen war immer eine tolle Gelegenheit, denn er war gern bei den Tieren: den Hühnern, den Schweinen, den Kühen, den Enten, Bello, dem Hofhund und Moritz, dem Sohn von Bauer Schulze.

Bauernhaus: Vor- & Nachteile von Bauernhäusern - [SCHÖNER WOHNEN]
                                                                                                  So schön kann ein Bauernhaus sein.

Und zu gern sitzt er bei der Bäuerin in der Küche, denn die hatte immer was Leckeres im Backofen oder auf dem Herd!

Der kleine Zwerg zieht rasch und schnell seine roten Gummistiefel an, die rote Regenjacke und setzt die rote Mütze auf.

Nur noch den Bollerwagen aus dem Schuppen und schon geht es los!

Keine Hasenkinder, kein Eichhörnchen ist zu sehen, nur Familie Wildschwein gräbt im feuchten Erdreich nach Insekten.

                                                                                                     Wildschweine beim Futter suchen

„Guten Morgen“, ruft der kleine Zwerg ihnen zu.

„Findet ihr das Regenwetter auch so abscheulich wie ich“, sagt er und schaut zu ihnen hinüber.

Doch die Wildschweinfamilie hört ihm gar nicht zu oder hat ihn vielleicht gar nicht gehört? Sie fressen weiter und schauen auch nicht zu ihm auf.

Nano lenkt den Bollerwagen aus dem Wald, geht über die nasse Wiese vorsichtig entlang am Straßenrand. Autos sind heute kaum unterwegs.

Die finden das Wetter auch nicht schön und bleiben lieber in der Garage, denkt er. Da ist es warm und sie werden nicht schmutzig.

Apropos schmutzig!

Nano schaut auf seine roten Gummistiefel. Die sehen durch den nassen und erdigen Boden auch sehr schlammig aus. Egal, Justus, Pius, vielleicht auch Kolo werden ihm helfen, seine Stiefel zu putzen.

Linus dagegen wird das nicht machen. „Hilf dir selber“, sagt er stattdessen immer zu ihm.

Der ist manchmal ganz schön gemein, überlegt Nano kurz, aber da geht er schon durch das große Tor vom Bauernhof.

Bello, der Hofhund, hat ihn schon gehört. Obwohl Zwergenfüße ganz leise sind:

Bello hat neben dem guten Spürsinn der Nase auch gute und hellhörige Ohren. Er kann schon recht früh erkennen, wer auf den Hof kommt.

Sofort erhebt er sich aus seiner Hundehütte und läuft auf Nano zu.

Hund, Golden-Retriever-Hündin

                                                                                                                     Ein hübscher Hund

„Hallo Bello“, begrüßt Nano seinen Freund und streichelt ihm über sein weißes Hundeköpfchen.

„Schön, dass es heute mal nicht regnet. Bei so einem schlechten Wetter gehst du auch nicht aus deiner Hundehütte, nicht wahr?“

Bello nickt und macht „wuff“ und das heißt in der Hundesprache „Ja“!

„Habe ich mir gedacht“, sagt Nano, „ich fand das Wetter auch blöd in den letzten Tagen und daher freue ich mich so, dass ich heute zu euch kommen kann.“

Er öffnet die Tür zum Bauernhaus und beide gehen hinein.

Die Bäuerin Schulze steht, wer hätte es gedacht, wieder in der Küche.

Ein süßer Duft von Gebäck aus dem Backofen zieht durch den Raum.

Bello und Nanos Nase recken in die Höhe.

Am Küchentisch sitzt Moritz. Buntes Papier, Schere, Klebstoff liegen vor ihm und Moritz sagt nur ein kurzes: „Hallo Nano.“

Die Bäuerin nickt und stellt schmutziges Geschirr in die Spülmaschine.

Bello legt sich unter den Tisch und Nano krabbelt auf den Stuhl neben Moritz.

„Hallo“, sagt auch er und schaut.

„Was machst du da“, fragt er Moritz.

„Ich bastele eine Laterne für das St. Martins Fest“, entgegnet Moritz.

„Für ein Fest.“ Der kleine Zwerg schüttelt den Kopf.

„Wir Zwerge haben unsere Laternen für den dunklen Berg und abends, wenn der Mond aufgeht und es im Wald dunkel wird, aber nicht für ein Fest. Warum möchte denn der Martin, das du eine Laterne bastelst?“

Er schaut Moritz an und dieser fängt an zu lachen.

„Weißt du denn nicht, wer St. Martin ist? Hast du noch nie von ihm gehört?”, möchte Moritz wissen.

Nano schüttelt wieder den Kopf. „Nein“, sagt er.

„Okay, dann will ich dir mal erzählen, warum ich und viele Kinder St. Martin feiern und wir zu seinem Fest Laternen basteln.“

Moritz legt die Schere aus der Hand und beginnt zu erzählen:

Vor langer, langer Zeit lebte einmal ein Soldat. Sein Name war Martin. An einem kalten Novemberabend bekam  Martin den Auftrag, eine Nachricht in die nächste Stadt zu bringen. Er nahm sein Pferd und ritt los. Es hatte begonnen zu schneien und die vielen Schneeflocken ließen den Weg in die nächste Stadt kaum erkennen. Martin trug einen Helm und ein Schwert. Der Wind bliess ihm kalt ins Gesicht. Martin trug einen roten, warmen Mantel. Der wärmte ihn gut. Am Stadttor saß ein Bettler im Schnee. Er war arm und hatte kein Zuhause. Der Bettler fror und hatte Hunger. Am Körper trug er nur Lumpen, die ihn aber nicht wärmten. Der Bettler rief: „Bitte helft mir!“ Viele Menschen gingen an ihm vorüber oder schauten weg. Und keiner gab ihm ein Stück Brot zum Essen oder Geld, dass er sich etwas für seinen Hunger kaufen konnte. Martin hörte das Rufen des armen Bettlers. Er zog die Zügel seines Pferdes an und beide blieben beim Bettler stehen. Martin zog sein scharfes Schwert und teilte seinen dicken, roten Mantel in zwei Teile. Er gab dem Bettler eine Hälfte und die andere Hälfte behielt er für sich selbst. Der Bettler nahm die Hälfte, warf sie sich um seine Schulter und war froh. Er wollte Martin danken, aber dieser war schon davongeritten.

 
Soldat, Helm, Kap, Mantel, Tradition                                                                                      St. Martin mit seinem roten Mantel und Soldatenhelm

„Und so beschloss Martin“, Moritz schaut Nano an, der ganz still und aufmerksam zugehört hat, „dass er von nun an kein Soldat mehr sein will. Er legt sein Schwert und seinen Helm ab. Er will den Menschen Gutes tun und der Kirche dienen. Martin wurde Bischof und hat vielen Menschen geholfen. Deshalb feiern wir heute noch das St. Martinsfest. Teilen mit anderen, die nichts besitzen, die arm sind, hungern, die einfach unsere Hilfe benötigen. Das ist die Botschaft von St. Martin, die er vor vielen Jahren uns Menschen mit gegeben hat“, beendet Moritz die Geschichte.

„Ach so“, Nano schaut Moritz an“, „ jetzt verstehe ich“. Der kleine Zwerg ist ganz aufgeregt. „Und weil es dunkel ist, bastelst du eine Laterne, die dir Licht gibt und weil der Martin dem Bettler geholfen hat vor langer Zeit, da…..“. Nano macht eine Pause und überlegt.

„….ja da wollen wir heute Abend mit den Kindern durch die Straßen ziehen und an ihn denken“, beendet Moritz die Gedanken von Nano.

„Ich möchte auch eine Laterne und den St. Martin sehen. Ich teile auch im Wald mit den Tieren meine Süßigkeiten, wie auf meinem Geburtstag die Tafel Schokolade“, bricht es aus ihm heraus.

„Nur der Waschbär, der nicht. Der wollte meine Geburtstagstorte für sich allein haben“.

Nano rutscht auf dem Stuhl hin und her und schaut Moritz bittend an. „Kannst du nicht mit mir eine Laterne basteln und ich komme heute Abend mit den Zwergen zum St. Martins Umzug ?“

 „Ja gerne“, entgegnet Moritz, „ an was für eine Laterne hast du denn gedacht?“

Nano legt den Kopf zur Seite, nimmt seinen Finger an den Mund und überlegt.

Bäuerin Schulze setzt sich zu beiden an den Küchentisch.

„Hast du schon eine Idee, Nano“, fragt sie.

Nano schüttelt den Kopf. „Ne“, sagt er.

„Dann lasst uns doch mal gemeinsam überlegen, was du tragen könntest, denn eine große Laterne wäre für deine kleinen Zwergenhände viel zu schwer, oder?“

Moritz und Nano schauen sich gegenseitig an und nicken.

„Vielleicht eine Mondlaterne“, schlägt Moritz vor.

„Nein, ich würde gerne einen großen Drachen haben, der Feuer spuckt. Ist ja eine Kerze in der Laterne und er soll riesige Drachenflügel haben“. Nano ist ganz begeistert von seinem Vorschlag.

„O weh“, die Bäuerin lacht.

„So ein Riesendrache ist viel zu schwer für dich“, sagt sie, „ du wirst sie nicht tragen können. Nano, du wohnst doch im Wald. Wie wäre es, wenn du eine Laterne bastelst, die dich an dein Zuhause erinnert?“

Sie lächelt und schaut Nano an.

Nanos Augen strahlen. Das ist es!

„Ich könnte eine Tierlaterne basteln. Den Hirsch vielleicht mit seinem Riesengeweih oder Vater Wildschwein oder …“

Bäuerin Schulze lacht erneut. „Nein, Nano. Mir fällt da etwas anderes, kleineres ein. Möchtest du meine Idee hören?“

Nano nickt heftig mit seinem Kopf. „Ja“, ruft er, „ was ist es?“

„ Nun, du sammelst doch gerne Pilze und ich würde dir vorschlagen, eine kleine Pilzlaterne zu basteln. Die ist klein und du kannst sie tragen“. Gespannt schaut sie Nano an.

„ Eine Laterne die aussieht wie ein Pilz?“ Nano überlegt. „Aber dann wie ein Fliegenpilz mit einem roten Hut, wie meine Zwergenmütze, oder?“

Moritz und seine Mutter lächeln. „Ja, das ist es“, sagen beide gleichzeitig.

Und schon gehen alle ans Werk und nach kurzer Zeit ist sie fertig. Eine weiße Pilzlaterne mit einem roten Pilzhut. Eine Fliegenpilzlaterne!

                                                                                                                      Ein Fliegenpilz!

Nano strahlt. Da würden Julius, Pius, Linus und Kolo heute Abend staunen, wenn sie nach Hause kommen.

 „Und sei bitte pünktlich“, ruft ihm Moritz noch hinterher, als Nano schon aus dem Bauernhaus heraus läuft und sich seinen Bollerwagen mit den vollen Milchflaschen schnappt.

Nano dreht sich noch einmal um und nickt. Selbstverständlich wird er pünktlich sein. Die Zwerge werden staunen was er ihnen zu berichten hat.

Die Dämmerung hat begonnen und im Zwergenhaus brennt schon Licht. Die Zwerge sind zu Hause.

Nano stürmt die wenigen Treppen zum Haus hinauf und reißt die Türe auf.

„Schnell, schnell“ ruft er und ist völlig außer Atem. „Zieht eure Jacken an, denn wir müssen los. Der Martin reitet mit seinem Pferd durch das Dorf und wenn wir nicht pünktlich sind, dann sehen wir ihn nicht! Und warten tut der auch nicht auf uns.“

Julius sitzt in seinem großen Sessel. In seiner Hand hält er die Zeitung und schaut auf. Pius, der gerade aus der Küche kommt, bleibt abrupt stehen. Linus, der auf dem Sofa liegt und es sich gemütlich gemacht hat, setzt sich hin und tippt sich mit dem Finger an die Stirn. Und Kolo? Der kommt aus der Küche und hält den Rührlöffel in der Hand.

„Spinnst du“, ruft Linus und Kolo schüttelt den Kopf. „Meine Suppe ist gleich fertig und wir haben Hunger.“

„Guten Abend Nano, schön dass du kommst, bevor es dunkel wird“, sagt Julius. „ Ich habe mir schon Sorgen gemacht, wo du bist“.

„Na ich war bei Bauer Schulze die Milch holen und da habe ich mit Moritz eine Laterne gebastelt, wegen dem Martin“.

„Wer ist denn Martin und warum sollen wir zu dem?“ fragt Linus verwundert und schaut Nano dabei grimmig an.

Da setzt sich Nano auf den kleinen Hocker vom großen Sessel und erzählt den Zwergen von St. Martin und der Mantelteilung mit dem Bettler und all das, was heute Abend die Kinder im Dorf feiern.

Die Zwerge hören genau zu. Sogar Linus Blick verändert sich: sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln.

„Und so müssen wir jetzt los, ihr mit euren Laternen und ich mit meiner Pilzlaterne“, beendet er seine Erzählung. „Schaut mal, die habe ich gebastelt“. Er strahlt über das ganze Gesicht und hält sie stolz in die Höhe.

„Tja“, Julius räuspert sich, „ das hast du wirklich prima gemacht und wenn ihr Zwerge möchtet,  dann machen wir uns auf den Weg.“ Sein Blick wandert durch den Raum zu den anderen und siehe da…

…alle Zwerge nicken und ziehen sich an. Plötzlich hat keiner mehr Hunger, keiner möchte sich vom anstrengenden Arbeitstag ausruhen. Und ehe man sich versieht, wandern und leuchten viele Laternen durch den Wald.

Dunkel ist es, den Mond sieht man durch die Wipfel der Bäume und hin und wieder hört man das „huhu“ der Eule rufen.

Endlich sind sie im Dorf angekommen, am Springbrunnen sind alle versammelt: Erwachsene und Kinder mit ihren Laternen. Viele bunte Laternen leuchten in die Dunkelheit.

Nano staunt: was für wunderschöne Laternen die Kinder in ihren Händen halten!

Da sieht man Mondlaternen, Feenlaternen, Feuerwehrlaternen, Sonnenlaternen, ach … viele Laternen leuchten in die Dunkelheit und ganz vorne auf dem Platz steht ein großes braunes Pferd.

Und wer sitzt darauf?

Ihr wisst es schon! St. Martin. Auf dem Kopf trägt er seinen Helm. Sein großer, roter Mantel hält ihn warm und sein Schwert hat er an einem Gürtel befestigt.

Nano ist total aufgeregt. Da entdeckt er Moritz, der geradewegs auf ihn zukommt.

„Da seid ihr ja“, sagt er und lächelt Nano und die anderen Zwerge an.

„Gleich geht es los und alle Kinder und Erwachsene gehen mit“.

Nano freut sich. Seine Pilzlaterne leuchtet genauso hell wie die anderen Laternen und sie ist ihm nicht zu schwer.

„Oh“, sagt Moritz zu ihm, „du hast eine brennende Kerze in deiner Laterne. Sei vorsichtig beim Gehen und schwenke die Laterne nicht hin und her. Sonst fällt die Kerze um und deine Laterne brennt auf.“

„Nein, nein“, erwidert Nano, „ ich halte sie ganz vorsichtig“.

Kaum hat er ausgesprochen, setzt sich das Pferd mit St. Martin in Bewegung und alle marschieren mit.

Und was geschieht nun?

Die Kinder und Erwachsenen fangen an zu singen!

„ Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“, singen sie.

Nano möchte auch mit singen, aber leider kann er die Lieder nicht.

Und so singt er laut und kräftig:

„Laterne, Mond und Sterne“!

Dabei dreht er sich plötzlich mit einem Ruck zu den Zwergen um……

……und da ist es schon geschehen! Oje, oje.

Seine kleine Pilzlaterne schaukelt hin und her, die Kerze mit seiner Flamme fällt um und die Laterne fängt an zu brennen!

„Nein, oh nein!“, ruft der kleine Zwerg mitten in den Gesang der Kinder ein.

Doch die hören ihn nicht. Linus springt herbei, reißt sie Nano aus der Hand, wirft sie zu Boden und tritt mit seinen Füßen auf die Laterne, um das Feuer zu löschen.

Nano fängt an zu weinen.

Das war´s! Laterne kaputt, Umzug vorbei!

„Musst du deine Laterne beim Singen hin und her schwingen?“, schimpft ihn Linus aus.

„Jetzt können wir nach Hause gehen! Der Umzug ist für dich beendet!“

„Na, na“. Justus tritt herbei und nimmt Nano in den Arm. Er tröstet ihn.

„Ja schade. Deine selbst, mit viel Mühe gebastelte Pilzlaterne ist nun verbrannt, aber wir können mit unseren Laternen weiter gehen“.

Nano nickt, schnieft und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

Doch plötzlich steht ein Mädchen neben ihn. In ihrer Hand hält sie eine Sternenlaterne.

                                                                                                           
                                                                                                        Was für eine tolle Laterne!

Sie hat gesehen, was passiert ist. Sie beugt sich zu Nano hinunter und spricht:

„Möchtest du an meiner Laterne mit anfassen? Ich würde meine Laterne und das Licht darin mit dir teilen und gemeinsam gehen wir mit St. Martin mit“.

Die Zwerge schauen Nano an. Ist seine Traurigkeit und Enttäuschung vorbei? Oder will er zurück ins Zwergenhaus?

Nano blickt das Mädchen an. Sie lächelt freundlich und da fasst er Vertrauen zu ihr. Seine Zwergenhand berührt den Laternenstab und er sagt:

„Ja, danke. Ich möchte gerne mit dir weiter gehen. Ach und ich singe jetzt ganz leise und drehe mich auch nicht um. Versprochen, denn sonst brennt noch deine Laterne“.

„Nein“, lacht das Mädchen, „ ich habe eine Glühbirne mit Batterien darin. Da kann nichts geschehen“.

„Und übrigens“, setzt sie hinzu, „ ich heiße Lisa und du?“

„Ich heiße Nano“, flüstert er.

„Na dann, Nano, lass uns jetzt weitergehen“.

Nano nickt und gemeinsam mit Justus, Linus, Pius und Kolo, setzen sie ihren Weg fort.

So ziehen an diesem Abend alle, Groß und Klein mit St. Martin auf dem Pferd durch das Dorf.

Durch das Singen der Laternenlieder öffnen sich die Fenster und viele Leute schauen heraus.

Es wird spät an diesem Abend, bis alle nach Hause kommen.

Nano liegt in seinem Bett und bevor ihm vor Müdigkeit die Augen zufallen, denkt er an Lisa, die mit ihm ihre Laterne geteilt hat, so wie St. Martin seinen Mantel mit dem Bettler teilte, in einer bitteren Novembernacht.

Ach und seine verbrannte Laterne?

Nun, er würde eine neue basteln mit Moritz und seiner Mutter. Die würden ihm bestimmt helfen.

Und schon schläft Nano ein.