Herbstzeit im Zwergenwald

November 2, 2022 Aus Von Angelika Hüfner
Herbstzeit im Zwergenwald

Langsam geht der Sommer vorüber.

Woran man das merkt?

Ach ihr wisst es sicherlich.

Die Sonne scheint nicht mehr so heiß und am Abend wird es eher dunkel.

Die Blätter verfärben sich in wunderschöne Farben und fallen ganz langsam auf den feuchten Waldboden.

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                                                                                                  Ein farbenprächtiger Waldweg im Herbst

Und die Tiere? Nun, sie bereiten sich langsam auf den Winter vor.

Die Eichhörnchen sammeln Eicheln und Nüsse

Die Waldmäuse Bucheckern, Früchte, Samen und Haselnüsse.

Die Wildschweine wühlen, solange der Boden nicht gefroren ist, nach Wurzeln, Pilze, Insekten und vielem mehr, mit dem sie ihren Hunger stillen können.

Und die Hasenfamilien? Nun auch sie suchen Pflanzenteile, Getreide, Wurzeln.

Gerne knabbern sie im Winter die Rinde junger Bäume an. Das aber hat der Förster nicht gerne, denn die Rinde schützt den Baum beim Wachsen.

Und welche Vorräte sammeln unsere Zwerge?

Kolo, der Koch hat schon einiges gesammelt:

Heidelbeeren zum Beispiel. Aus denen hat er Marmelade gekocht und die Früchte eingefroren für Kuchen.

Holunderbeeren. Davon hat er Saft gemacht. Den trinken sie gerne, besonders im Tee, denn der  Holundersaft soll vor Erkältungen schützen.

Grüne Kiefernzapfen hat Kolo im Juni gesammelt. Damit hat er einen Sirup gekocht, den man mit Wasser verdünnt trinken kann.

Doch zur Herbstzeit wächst noch etwas Besonderes im Wald.

Könnt ihr es euch denken?

Genau, es sind die Pilze.

Doch Vorsicht!

Nicht alle Pilze sind essbar, das wissen die Zwerge ganz genau.

Und unser Nano?

Der meint es zu wissen.

Wirklich?

Lasst es euch erzählen.

An einem wunderschönen Herbstmorgen sitzen alle Zwerge am Frühstückstisch:

Justus, Pius, Linus, Kolo und Nano.

In der letzten Zeit haben sie viel gearbeitet im Berg. Im Winter ist es dort sehr kalt und sie gehen nicht mehr so früh hinein und kommen auch am Abend eher nach Hause.

Doch gerade heute haben sie wieder viel zu tun.

„ Eigentlich müssen wir heute früher aufhören zu arbeiten“, sagt Kolo der Koch.

„Die Pilze wachsen durch die Feuchtigkeit und wenn wir sie trocknen, kann ich für den Winter leckere Pilzsuppe zubereiten oder auch eine schmackhafte Pilzpfanne.“

                                                                                                    Leckere Pilze braten in der Pfanne.

Linus lässt seine Zunge über seine Lippen fahren.

„So mit Zwiebeln und Petersilie?“ und schaut dabei Kolo an.

„Ja, genauso“, nickt dieser.

„Lecker, lecker.“ Dabei fährt er sich mit der rechten Hand über seinen Zwergenbauch.

„Ich weiß, ich weiß“, sagt Justus und schaut in die Runde.

„Doch gerade heute müssen wir den großen Steinhaufen zur Seite räumen und das wird etwas länger dauern.“

„Morgen aber soll es regnen.“ Kolo schaut Justus an.

„Ich verstehe dich und mir ist auch bewusst, dass wir uns bevorraten müssen, doch die Arbeit muss gemacht werden. Wir schauen mal, wie das Wetter morgen wird.“

„Ähm“, meldet sich Nano.

„Ich könnte doch heute nach der Hausarbeit in den Wald gehen und Pilze sammeln, oder?“

„Bloß nicht!“ Pius verdreht die Augen.

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung von Pilzen.“

„Vor allen Dingen kannst du nicht unterscheiden, welche giftig und welche Pilze essbar sind.“

Linus schaut ihn ungläubig an.

„Doch, das weiß ich!“

 Nano richtet sich auf.

„Die Champignons sind essbar und weiß und der giftige Fliegenpilz hat einen roten Hut!“

                                         Fliegenpilz, Pilze, Wilde Pilze, Spore

                                                               Eine Reihe Fliegenpilze im Wald

Oweh…. Sind die Champignons und die Fliegenpilze  die einzigen Pilze die Nano kennt?

Kolo reibt sich mit den Fingern der rechten Hand an den Kopf.

„Ich weiß nicht“, sagt er und schaut Justus an.

Justus überlegt.

„Nun gut, Nano.“

Er erhebt sich. „Dann geh heute Mittag in den Wald und schaue genau, was du in den Korb legst. Nur die weißen Champignons werden gesammelt. Nichts anderes. Ist das klar?“

Er blickt Nano mit seinen Augen groß an.

„Ja, doch ich könnte auch noch die braunen, die Pfifferlin….!“.

Nano hat noch nicht ausgesprochen, da rufen alle Zwerge gemeinsam aus dem Mund:

„NEIN!“

Nano erschrickt sich.

„Du sammelst nur die Champignons, keine anderen. Haben wir uns verstanden?“

Nano nickt.

„Okay“, sagt er leise und setzt sich wieder auf den Stuhl.

Die Zwerge ziehen sich an und los geht es in den Berg.

Nano fängt an den Tisch abzuräumen, die Stube auszufegen, die Betten zu machen und das Geschirr zu spülen. Rucki zucki geht das, denn er will schnell in den Wald.

Er weiß auch schon wo er suchen muss. Auf der großen Waldwiese.

Da wuchsen im letzten Jahr ganz, ganz viele Pilze.

Mit dem Körbchen in der Hand spaziert Nano durch den Wald.

„Spielst du mit uns verstecken?“, rufen die Eichhörnchen von den Bäumen herab.

„Nein, heute nicht. Ich gehe Pilze sammeln. Wollt ihr mit?“

„Ne, das können wir nicht so gut. Mach das besser allein“.

Die Hasenkinder hoppeln über den Waldboden.

„Spielst du mit uns?“, fragen sie Nano.

„Nein, ich möchte Pilze sammeln auf der großen Waldwiese. Kommt ihr mit?“

„Och…wir begleiten dich ein Stück. Doch dann müssen wir wieder nach Hause, denn unsere Mutter wartet auf uns“.

Und so marschiert Nano, umringt von den Hasenkindern, in Richtung Wiese.

So, nun ist er da.

Und jetzt?

Nano beginnt im Gras zu suchen.

Mal steht hier ein Pilz und mal steht da ein Pilz.

                                                                                                             Ein kleiner Pilz zu sehen!

Doch irgendwie sind nicht viele zu entdecken.

„Mhm“, macht er und blickt, soweit seine Zwergenaugen sehen können, über die Wiese.

„Suchst du was?“

Nano hat nicht bemerkt, dass sich der Dachs neben ihn gesetzt hat.

„Ach, hallo Dachs.“ Er blickt ihn an.

 

„Ja, ich sammle heute Pilze und leider sind hier auf der Wiese nicht viele zu finden.“

„Aha“, sagt der Dachs.

„Ich weiß aber, wo noch viele stehen.“

„Ja?“. Nano wird neugierig.

„Komm mit. Im kleinen Wäldchen habe ich einige entdeckt.“

„Doch sind die alle Essbar?“ Nano schaut den Dachs zweifelnd an.

„Na klar“, sagt dieser. „Ich habe doch schon welche gegessen und schau, sie haben mir gemundet.“ Der Dachs schleckt sich mit der Zunge über sein Maul.

„Gut“, sagt Nano.

„Dann lass uns dorthin gehen“.

Mit dem Dachs voran geht Nano hinterher.

Im kleinen Wäldchen angekommen fangen beide an zu suchen.

Und siehe da: tatsächlich wachsen und stehen hier noch viele weiße Champignons.

 

„Ich sehe dort auch braune Pilze“. Der Dachs hat eine Stelle gefunden.

„Ja, das sind die Pfifferlinge. Doch die legen wir besser nicht in den Korb.

Ich soll nur die weißen sammeln, haben die Zwerge gesagt.“

Der Dachs schaut Nano an. Verstehen tut er das nicht. Ihm haben sie doch geschmeckt.

Sie sammeln und sammeln und nach kurzer Zeit ist das Körbchen voll.

Nano strahlt vor Freude und bückt sich zu dem Dachs.

„Vielen Dank, lieber Dachs. Du hast mir sehr geholfen. Die Zwerge werden sich freuen über so viel Pilze, die ich jetzt nach Hause bringe.“ Er streichelt ihm über den Kopf.

„Das habe ich doch gerne gemacht. Freunden hilft man, wo man kann und… es hat mir viel Spaß gemacht!“

Der Dachs lächelt, dreht sich um und läuft davon.

Auch Nano erhebt sich und geht, Schritt für Schritt, freudig und zufrieden zurück zum Zwergenhaus. Die Zwerge werden staunen über so viel Pilze.

Langsam beginnt es zu dämmern.

Nano stellt den Korb in die Küche und schaltet das Licht in der Stube an.

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                                                                                                        Das Körbchen ist sehr voll!

Nach einer Weile hört man das Poltern an der Haustür.

Die Zwerge kommen heim.

Sie ziehen ihre Stiefel und Jacken aus.

„Ich habe einen großen Korb Pilze gesammelt!“

Freudestrahlend steht Nano vor ihnen.

„Na, dann wollen wir mal sehen!“

Kolo geht in die Küche und die anderen folgen ihm.

„Beachtlich, beachtlich“. Justus nickt wohlwollend zu Nano.

„So viele Pilze und tatsächlich: du hast viele weiße Champignons gefunden. Gut gemacht!“

Er streicht Nano über seinen Kopf.

„Nicht wahr: ich bin ein erfahrener Pilzsammler!“ Nano hat das Gefühl er ist gerade „Zwergengroß“ gewachsen.

„Ja“, sagt Kolo, „dich schicke ich jetzt immer zum Pilze sammeln in den Wald.“

Er strahlt Nano an.

„Jetzt aber alle raus aus meiner Küche. Ich koche uns jetzt eine leckere Pilzsuppe“.

Mit seiner kleinen Zwergenhand macht er eine Bewegung Richtung Tür.

Alle trollen sich hinaus.

Justus setzt sich in den großen Ohrensessel und nimmt die Zeitung in die Hand,

Linus legt sich auf das rote Sofa und schließt die Augen, Pius setzt sich neben den Ofen auf den Boden und summt leise ein Lied vor sich hin und Nano…

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen holt er schon einmal die Suppenteller aus dem Büffetschrank und fängt an den Tisch zu decken.

Er freut sich schon riesig auf die leckere Suppe, denn Suppe in der Herbstzeit ist gesund und schmackhaft

und ………………………

„Das darf doch wohl nicht wahr sein!“

„Will er uns vergiften!“

Kolo schreit aus der Küche, reißt die Tür auf und kommt in das Zimmer.

In seiner Hand hält er einen Pilz.

Doch nicht einen weißen Champignon….

Nein, es ist ein Pilz mit rotem Hut…

Ein Fliegenpilz!

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„Wie kommt der Pilz in das Körbchen? Man kann doch klar erkennen dass der Hut rot ist und nicht weiß wie beim Champignon“, schnauft Kolo und schaut Nano mit blitzenden Augen an.

„Ich, .. ich weiß es nicht!“

Sprachlos und ungläubig schaut Nano auf den Fliegenpilz.

Die Zwerge sind aufgestanden und stehen im Kreis. Nano und Kolo in der Mitte.

„Nano“, sagt Justus“, hast du eine Erklärung dafür?“

Nano überlegt.

Ja, er könnte es sich vorstellen.

„Ich, ich“, beginnt er zu stottern, „ich habe nicht allein nach Pilzen gesucht!

Der Dachs hat mir geholfen und vielleicht hat er mit seinen kleinen Augen die rote Farbe nicht erkannt.“

„Der Dachs hat ein gutes Gehör, doch zum Pilze sammeln, ist er nicht geeignet.“

Justus schaut Nano an.

„Aber ist doch mein Freund und wollte mir helfen“, erwidert Nano.

„Ja, das wissen wir. Der Dachs ist ein gutmütiger, hilfsbereiter Kerl, doch sein Geruchsinn ist stärker, als seine Augen. Er ist doch meist nachts unterwegs und daher sind seine Augen eher der Dunkelheit angepasst.“

Nano schnieft.

Justus hat Recht. Doch er hatte sich einfach über die Hilfe des Dachses gefreut.

„Kolo“, Justus schaut ihn an, „gut das du so aufmerksam die Pilze durchsucht hast.

Wirf den Fliegenpilz in die Mülltonne und beginne die Suppe zu kochen. Ich denke wir Zwerge haben jetzt Riesenhunger.“ Er schaut in die Runde und alle nicken.

„Okay“, sagt Kolo, dreht sich um und geht in die Küche zurück.

Alle gehen zurück auf ihren Platz und Nano deckt weiter den Tisch.

Nach einer Weile zieht ein leckerer Duft durch die Stube.

Die Suppe ist fertig.

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                                                                                                    Sieht die Suppe köstlich aus!

Kolo trägt den Topf zum Tisch, an dem schon Justus, Pius, Linus und Nano sitzen.

Nachdem alle ihre Teller gefüllt haben beginnen sie zu essen.

Nano schaut in die Runde.

„Also“, sagt Linus, „du hast gut gekocht Kolo und ich denke, wir werden die Suppe gut vertragen!“

Dabei zwinkert er Nano zu.

Und die anderen?

Sie schauen Nano ebenfalls an und jeder Zwerg lächelt.

Und Nano?

Er lächelt zurück.