Bald ist im Wald Ostern
Welch ein schöner Frühlingstag!
Zwerg Nano sitzt auf der roten Gartenbank, die vor dem Zwergenhaus steht.
Er reckt seine Nase in den Himmel und atmet tief ein.
Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf den Waldboden, leuchten hell gelb und erwärmen die Erde.
Nanos Augen wandern von links nach rechts und er entdeckt Schneeglöckchen und wundervolle, lila leuchtende Krokusse.
Endlich ist der Winter vorüber. Die Tage fangen an länger hell zu bleiben und die Natur erwacht zum Leben und Wachsen.
Und da ist noch etwas! Ein wundervolles Fest steht vor der Tür:
Ostern!
Da haben ganz besonders die Hasen im Wald viel zu Tun.
Ausgeruht von der Winterzeit beginnen sie eifrig in ihrer Malerwerkstatt die Farben in den Gläsern zu mischen:
Rot, Gelb, Grün, Orange, Blau, Violett….
Mit großer Freude, Fantasie und viel Eifer malen sie die Eier an.
Und die Hühner?
Auch die haben eine große Aufgabe: Eier legen, soviel wie nur geht,
denn die Kinder freuen sich darauf, die bunt angemalten Eier zu suchen.
So, nun ist aber Schluss mit dem Ausruhen auf der roten Zwergenbank.
Nano hat auch heute eine Aufgabe:
er soll Eier holen von Bauer Schulze.
Justus, Linus, Pius, Kolo und Nano möchten ebenfalls ihre „Zwergen-Eier-Malerwerkstatt“
eröffnen.
So holt Nano den Bollerwagen aus dem Schuppen und marschiert durch den Wald.
Ein paar Eichhörnchen springen von Baum zu Baum und machen ihre ersten Sprünge.
Familie Wildschwein wühlt in einer dunklen Ecke, zwischen den Tannen in dem feuchten Erdboden und sucht nach Würmern.
Und die Hasen? Nun, sie sind nicht zu sehen und ihr könnt euch denken, wo sie stecken 😊.
An einer dicken Buche klopft der Schwarzspecht mit seinem Schnabel an der Rinde um Nahrung zu suchen.
„Hallo Specht“. Nano bleibt stehen und schaut zu ihm nach oben.
Doch der Specht klopft weiter. Hat er Nano nicht gehört?
Dann nochmal rufen: „Hallo Specht“. Nano schreit jetzt ganz laut nach oben und siehe da..
der Specht hört auf zu klopfen, dreht seinen Kopf nach unten und entdeckt Nano.
„Oh, hast du gerufen Nano?“ fragt er.
„Ja, ich wollte dir guten Tag sagen. Wie geht es dir?“
„Nun, gut, aber ich habe viel zu tun. Mein Hunger ist groß und da suche ich nach fetten Maden unter der Baumrinde“.
Nano lächelt.
„Ja, dann wünsche ich dir viel Glück, das du welche findest. Ich habe auch zu tun“.
„Was denn?“ fragt der Specht und zugleich entdeckt er eine dicke Made.
„Naja, ich gehe ins Dorf zu Bauer Schulze, um Eier zu holen.“
Nano macht eine Handbewegung in Richtung Dorf.
Doch der Specht hat seinen Schnabel schon in der Baumrinde und versucht durch sein Klopfen, die fette Made heraus zu ziehen.
„Weißt du, bald ist Ostern“, ruft Nano laut hinauf.
Ob der Specht ihn gehört hat?
Nano ist sich nicht sicher.
Nun dann, ich gehe weiter, denkt er bei sich und zieht mit dem Bollerwagen über den Waldboden.
Und der Specht?
Er schaut nach einer klitzekleinen Weile nach unten, doch Nano steht da nicht mehr.
Was hatte Nano gesagt?
Der Specht überlegt.
Das Ostern ist, im Wald?
Ja, das war es.
Im Wald ist Ostern!
Der Specht freut sich, dass er die Worte von Nano so gut behalten hat.
Das muss er den anderen Tieren gleich bekannt geben.
Und so beginnt er zu klopfen und gibt allen die Nachricht:
Ostern ist im Wald!
Oh weh….
Der Specht hat Nano falsch verstanden. Nano hatte doch gesagt:
Bald ist Ostern.
Die Tiere hören die Nachricht vom Specht und die Freude ist riesengroß.
Endlich können sie die bunt angemalten Eier von den Hasen auf der großen Waldwiese suchen.
Nano ist unterdessen auf dem Bauernhof angekommen.
Bello läuft ihm entgegen und lässt sich von ihm kraulen.
„Bello, wollen wir mal zu den Hühnern gehen?“
Bello nickt und läuft vor. Nano folgt ihm.
Von weitem hört man sie gackern.
Na, denkt Nano, sie scheinen guter Laune zu sein.
Er klopft an die Hühnerstalltür und tritt ein.
Henne Berta und ihre Hühnerfreunde begrüßen Nano mit einem lauten Gackern.
„Hallo Mädels“. Nano macht eine winkende Handbewegung und alle Hühner nicken mit ihren Köpfen.
„Fleißig, fleißig. Und so viele Eier habt ihr schon gelegt!“
Nano geht an den Nestern vorbei und staunt.
„Ja“, sagt Henne Berta, „dieses Jahr macht uns der Fuchs keine Angst und zusammen Eier legen macht so viel Spaß, nicht wahr?“
Berta schaut in die Runde und alle Hühner nicken mit ihren Köpfen.
„Das ist ja wunderbar“, sagt Nano.
„Dann würde ich mir sehr gerne ein paar Eier von euch mitnehmen für unsere „Zwergen-Oster-Eier-Malwerkstatt“.
„Gerne, gerne, soviel wie du tragen kannst“, rufen alle Hühner durcheinander.
Nano nimmt vorsichtig Eier aus den Nestern und legt sie in seinen Korb.
„Ich danke euch ihr lieben Hühnerfreunde“, ruft er ihnen zu und geht zur Tür.
Die Hühner verabschieden sich mit einem …….
Ihr könnt es euch denken?
Lautem Gegackere.
Vorsichtig zieht Nano seinen Bollerwagen wieder durch den Wald.
Langsam, damit kein Ei zerbricht.
Immer näher kommt er in Richtung Waldwiese.
Doch irgendwie ist es so unruhig im Wald.
Da springt hier ein Eichhörnchen, dort läuft eine Maus.
Zwei Vögel flattern über seinen Kopf, Familie Waschbär tapst an ihm vorbei in Richtung Waldwiese.
Merkwürdig, denkt Nano. Was soll das bedeuten?
Er wendet vorsichtig den Bollerwagen und folgt ihnen und was muss er sehen?
Auf der Waldwiese haben sich viele Tiere im Kreis versammelt und mitten drin sitzt?
Meister Lampe!
Der älteste Hase im Wald, der Großvater von vielen Hasenkindern.
Seine Hasenohren wackeln hin und her, seine runde Brille sitzt schräg auf seinem Kopf und seine Hasenpfoten gehen auf und nieder.
„Wo sind denn jetzt die Eier?“
„Ja, wir wollen suchen gehen!“
„Ostern ist immer Eierzeit!“
Alle Tiere rufen wild durcheinander.
Nano eilt in die Mitte zu Meister Lampe.
„Was ist denn hier los?“ ruft er in die Runde.
Alle Tiere sind auf einmal still. Nano ist da, dann kann es ja gleich los gehen.
„Ach Nano“, Meister Lampe ist froh, dass der kleine Zwerg, sein Freund, an seiner Seite ist.
„Weißt du“, beginnt er, „der Specht hat uns mit seinem Klopfen mitgeteilt, das Ostern im Wald ist.“
Er rückt seine Brille gerade.
„Und da sind alle Tiere wie jedes Jahr zu Ostern, auf die Waldwiese gekommen.“
Er schaut Nano verzweifelt an.
„Doch wir haben noch nicht alle Eier angemalt, denn Ostern ist erst in ein paar Tagen.
Das wollen die Tiere aber nicht glauben.“
Nano schaut und denkt nach.
Er hat dem Specht doch gesagt, dass „Bald Ostern ist“.
Ja natürlich, Nano fasst sich an den Kopf.
Der Specht hat nicht richtig zugehört, denn „Bald und Wald“ hören sich fast gleich an.
Nano lächelt und ruft in die Runde: „Es ist ein Irrtum. Der Specht hat sich verhört!“
Die Tiere schauen ihn ungläubig an.
Und dann erklärt Nano den Tieren was geschehen ist: der Specht hat durch sein Klopfen Nano nicht richtig verstanden und so kam es zu der Verwechslung von „Bald und Wald“.
Die Waldtiere schauen traurig drein. Sie hatten sich doch so auf das Eier suchen gefreut.
„Es dauert nicht mehr lange“, ruft Nano in die Stille hinein.
„Geht jetzt alle nach Hause und in ein paar Tagen, wenn der Mond in der Nacht hell in unseren Wald hinein scheint, beginnt das Osterfest.“
Die Tiere verlassen einer nach dem anderen die Waldwiese, doch gut zu wissen, das Ostern
in ein paar Tagen kommt.
Und Meister Lampe?
Der schüttelt mit seiner Hasenpfote kräftig die kleinen Zwergenhände von Nano.
„Danke, mein Freund“, sagt er, sichtlich erleichtert, dass sich alles aufgeklärt hat.
„Jetzt haben wir Hasen noch etwas Zeit, um die restlichen Eier anzumalen!“
„Und wir Zwerge auch“, entgegnet Nano und grinst.
